3 Heidnische Opferfeste

In den Opfern leben und bezeugen wir die dankbare Verbundenheit zu unseren Verstorbenen und erweisen ihnen die Ehre, indem wir in froher Runde über ihre Taten erzählen, Erinnerungen wachhalten und auch ihnen Opfergaben darbringen. In den Opferfesten bringen wir uns selbst ein, lassen uns fallen in das ewige Werden und Vergehen und schöpfen Kraft für die Aufgaben, die vor uns liegen. Und wenn wir von dem, was unser Festmahl ist, im Feuer opfern, dann zeigen wir vor allen, den Göttern, den Ahnen und den Anwesenden, daß wir alle eine Gemeinschaft sind, und alle teilhaben sollen, an der Frucht der Arbeit wie an den Geschenken der Natur. Und in den Opfern zeigen wir den Göttern, daß wir bereit sind, zu tun, was an uns liegt, wenn wir um das bitten, was wir aus eigener Kraft nicht vermögen. Aus diesem Grund ist das Opferfest aus dem Heilsgeschehen nicht wegzudenken. Wer nicht opfert, so kann man es zuspitzen, will mehr nehmen als geben.

3.1 Wie geht ein Opferfest vonstatten?

In einem Opferfest feiern wir ein Gastmahl mit den Ahnen und den „Hohen“, also den Göttern. Dadurch halten wir die Gemeinschaft zwischen den heute Lebenden, den Ahnen und den ältesten Ahnen aufrecht. Diese Feiern dauern in unserer Gemeinschaft oft über drei Tage. Die Opferfeier besteht aus mehreren Teilen:

3.2 Das Opfermahl

Wenn in der heutigen Zeit mit „heidnischem Opfer“ oft bluttriefende Orgien voller geschlachteter Tierkadaver assoziiert werden, dann sind das Klischees aus dem reichen Fundus der Filmindustrie und hat mit einem wirklichen Opfermahl nichts zu tun. Sicher: In früherer Zeit wurden Festmahle oft als Schlachtfeste ausgestaltet. Und in einer Zeit, in der sehr viel weniger Fleisch konsumiert wurde, war das Schlachten zur Feier des Tages ein bedeutender Akt. So haben die Altvorderen denn auch bei Opferfesten geschlachtet, weil dies die übliche Art der Fleischversorgung war. Wenn wir heute ein Opfermahl halten, so tun wir im Prinzip das gleiche wie die Altvorderen: Wir richten ein wertvolles Essen her, wie es in unserer Kultur üblich ist. So kommt das Fleisch vom Metzger und auch ein gut bereitetes vegetarisches Mahl kann den Festtagstisch zieren. Wichtig ist, daß das Opfermahl in der Gemeinschaft bereitet wird und es ist für jeden eine Ehre, hier mitzuwirken.

3.3 Das Opferritual

Das Opferritual wird nach Möglichkeit im Freien gehalten. Es sollte die Möglichkeit bestehen, ein Feuer, den Opferbrand, zu entzünden. Der Platz wird von der Opfergemeinschaft geschmückt und vorbereitet. Hier haben vor allem die Kinder viele Möglichkeiten, sich einzubringen. In der Mitte des Opferplatzes wird ein Feuer (je nach örtlichen Gegebenheiten, Umweltauflagen und Sicherheitsbedenken) vorbereitet. Die Gemeinschaft wird darin eine reiche Portion des Festessens opfern. Hierfür wird entweder ein hölzerner Teller verwendet, oder aber eine aus Teig gebackene Schale.

Zum Ritual versammelt sich die Gemeinschaft in einigen Metern Abstand zum Opferplatz. Dort wird in einer rituellen Handwaschung die Grenze gesetzt, zwischen der „Freizeit“ und der Ritualzeit. Einer nach dem anderen tritt in den Kreis um die Feuerstelle ein. Es werden religiöse Gesänge angestimmt, die Platzweihe vollzogen, die Götter angerufen. Dann wird, begleitet von einem Ritualgesang, das Feuer entzündet.

Die Opfergaben werden geweiht und dem Flammen übergeben. Jeder, der möchte, kann auch nun ein eigenes Opfer in dem Feuer darbringen. Im anschließenden gemeinsamen Ritualtrunk („Sumbel“) geht ein reich gefülltes Horn Met reihum. Jeder ist eingeladen, etwas davon zu trinken und etwas zu opfern. Dabei werden Dank, Sorgen, Hoffnungen vor die Gemeinschaft und vor die Götter und Ahnen gebracht. Mit Gesang und einem gemeinsamen Gebet wird das Ritual am Feuer beendet und übergeleitet zu dem bereitstehenden Festessen.

3.4 Das Zusammensein

Nach dem Ritual wird nun das Opfermahl, von dem die Götter die erste Portion bekommen haben, von der Opfergemeinschaft eingenommen. Dieses Zusammensein ist also Bestandteil der Feier, die wir als Heilbringend, ja Heilsnotwendig ansehen. Natürlich geht es dabei nicht mehr so andächtig zu wie beim Opferritual selbst. Und oft wird bis tief in die Nacht gegessen, gezecht und gelacht. Es werden Ideen geboren und Pläne geschmiedet, es wird erzählt und gesungen...ein echtes Fest, eben.